Zwischen dem Süden und Norden Kaliforniens verläuft auf einer Strecke von mehr als 1000 Kilometern Amerikas schönste Küstenstraße, deren Besuch man während eines USA Aufenthaltes unbedingt einplanen sollte.
Im Verlauf der Strecke liegen die beiden berühmtesten Städte Kaliforniens. Im Norden das malerisch gelegene San Francisco und im Süden das für seine Filmindustrie bekannte Los Angeles. Beide Millionenstädte haben ihren Charme, wobei San Francisco mit seiner multikulturellen Bevölkerung, seiner Geschichte und natürlich mit seinem landschaftlichen Charme, die weit sehenswertere Stadt ist.
Besucher die mit ihrem Leihwagen einen Roadtrip entlang der California State Route No.1, wie die Straße offiziell heißt planen, entscheiden sich zumeist für die küstenseitig gelegenen Route von Norden in Richtung Süden. Doch auch von Los Angeles auskommend, lässt sich dieses schöne Stück Amerikas mit weit weniger touristischen Verkehr hervorragend erkunden. Die berühmte Küstenstraße ist vielfältig, nicht nur was die landschaftliche Schönheit betrifft, sondern auch beim Thema der Straßenbeschaffenheit. So kann der Highway No.1 entweder aus einer engen, kurvenreichen, einspurigen Straßenabschnitt mit einem Tempolimit von nur 25mph (40 km/h) bestehen, einer Stadtdurchfahrt in Los Angeles oder eben einer mehrspurigen Autobahn. Für den Tourismus wurde die Küstenstraße erst Ende der sechziger Jahre von Bedeutung, als diese durchgehend befahrbar wurde und den Titel „Scenic Highway“ verliehen bekam.
Nachdem ich die Strecke bereits vor einigen Jahren von Norden nach Süden befuhr, habe ich mich im Rahmen meiner diesjährigen USA Reise für eine Fahrt in die Gegenrichtung entschieden. Musste man vor einigen Jahren noch mindestens einmal auf dem Weg nach Los Angeles umsteigen, bietet Austrian Airlines seit zwei Jahren eine Direktverbindung ab Wien. Ein Ticket- Schnäppchen in der Osterwoche 2019 (€ 350.- inkl. aller Gebühren) lies mir gar keine andere Wahl, als den Austrian Flug zu buchen. Hat man erst einmal die nervige Einreise ins gelobte Land geschafft (120 Minuten Wartezeit an der Border Control) und seinen Leihwagen übernommen, gilt es auf dem schnellsten Wege dem Chaos der Millionenstadt Los Angeles zu entfliehen.
Zum Glück konnten meine beiden Reisebegleiter und Ich relativ stau frei Los Angeles verlassen, wobei wir nicht gleich beim Flughafen von Los Angeles (LAX) auf den HWY No.1 auffuhren, sondern erst viel später. Wir folgten den Anweisungen unseres Navis und fuhren erst knapp eine Stunde oder 70 Meilen später, nahe Ventura auf die berühmte Küstenstraße auf. Knapp eine halbe Stunde später war es Zeit für einen ersten Stopp. Nach den Strapazen der Anreise, inzwischen waren wir knapp 20 Stunden auf den Beinen, wollten wir das Ziel unserer Träume mit allen Sinnen bei einem Strandspaziergang einwirken lassen.
Das nächste Ziel unseres ersten Reistages war für eine Übernachtung im Surfer Paradies Pismo Beach. Dieses liegt knapp fünf Autostunden von unserem Endziel San Francisco entfernt, eine Distanz die leicht an einem Tag bewältigbar ist, und uns genügend Zeit für eine entspannte Erkundung des HWY No.1 am nächsten Tag geben sollte. Mit unserer mehrstündigen Verspätung kamen wir erst nach Sonnenuntergang in unserem Strandhotel an. Kurz vor unserer Ankunft begann es dann auch noch leicht zu regnen, doch für eine schlechte Stimmung war Aufgrund des dichten Zeitplanes während unseres nur knapp viertägigen Aufenthaltes keine Zeit…
Nach einem kalorienreichen Frühstück starteten wir bei leichten Regen unseren zweiten Tag auf der berühmtesten Küstenstraße Kaliforniens. Das Wetter war zunächst alles andere als ideal, Nebel und leichter Regen bei knapp 12 Grad Temperatur war nicht gerade das Wetter, dass ich mir von einem Urlaub in Kalifornien erwartete. Doch die Online Wettervorhersage war zum Glück einmal richtig und wie angekündigt brach am frühen Vormittag, gerade rechtzeitig zum Start unserer Tour am landschaftlich schönsten Teil der Strecke, die Sonne durch die Wolkendecke. Knapp 40 Kilometer nach Pismo Beach, auf Höhe Canyucos verjüngt sich der Verlauf der Straße und die Strecke wird zur echten Küstenstraße Namens Big Sur. Die nächsten 200 km bis knapp vor Monterey sind die sehenswertesten Streckenabschnitte des romantischen Scenic Highway No.1. Und obwohl ich die Strecke bereits vor einigen Jahren von San Francisco kommend aus befahren durfte, entdeckte ich auch heuer wieder zahlreiche Plätze und Sehenswürdigkeiten, die ich von meiner letzten Reise noch nicht kannte.
So war mir bis zur diesjährigen Reise die Seelöwenkolonie nahe dem Ort San Simeon unbekannt. Gerade in der Zeit zwischen Dezember und März verweilen nach der Geburt des Seelöwen Nachwuchses, mehrere tausend (!) Tiere an den Strandabschnitten rund um San Simeon. Die Tiere, deren ausgewachsene Männchen bis zu fünf Meter groß werden können, sind von einer erhöhten Position aus sehr gut zu beobachten.
Für die Autofahrer sind sowohl alle wichtigen Sehenswürdigkeiten und Parkplätze entlang der Strecke sehr gut ausgeschildert. Macht man einen Stopp auf einem der vielen Parkplätze, wird man sehr oft schon von bettelnden Eichhörnchen freudig empfangen. Einen Stopp sollte man auf alle Fälle in „Ragged Point“ einplanen, diese Raststation bietet neben allen wichtigen Einrichtungen wie einem Restaurant, Mini Market und Tankstelle, auch eine Übernachtungsmöglichkeit.
Gerade in den Sommermonaten kann es auf den Rastplätzen entlang der Strecke aber manchmal eng werden. Der Frühling kann deshalb nur wärmstens für eine Fahrt auf dem HWY No. 1 empfohlen werden, wobei wie bereits zuvor beschrieben, dass Wetterglück hier fraglich ist?
Besonders sehenswert sind auch die fünf Spannbeton Bogenbrücken entlang der Steilküste Big Sur. Diese verbinden die steilen Straßenabschnitte, wobei die „Bixby Bridge“ mit einer Spannweite von 98 Metern für die beeindrucktesten Fotos der California State Route No.1 bekannt ist.
Kurz vor den Carmel Highlands wird der Straßenabschnitt in Richtung Norden wieder breiter und damit weniger landschaftlich attraktiv. Nachdem wir am selben Nachmittag noch die schönste Stadt der Vereinigten Staaten erreichen wollten (Copyright. M. Dichler), fuhren wir vom Highway No. 1 ab und begaben über den schnelleren Highway in Richtung San Francisco Bay. Zwar hatten wir während unserer Road tour nur einen knapp 380km langen Streckenabschnitt des über 1000 km langen HWY No.1 befahren, doch auch dieses Mal war ich von den beindrucken Landschaftsbildern überwältigt. Mit einem Sonnenuntergang an der wohl berühmtesten Brücke der Welt, endete ein fast schon kitschiger Tag in Kalifornien.
Martin Dichler