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Kosovo: Jung, unentdeckt und noch ein Geheimtipp

Kein anderes europäisches Land hat so eine junge Geschichte wie der Kosovo. Was es touristisch zu erkunden gibt, hat ich für den ReiseInsider herausgefunden.

Auch 24 Jahre nach Ende des Kosovo Krieges vergeht kaum ein Tag, wo das Thema aus der internationalen Medienberichterstattung wegzudenken ist. Vor etwas mehr als 16 Jahren, am 17.Februar 2008 erklärte das kosovarische Parlament seine Unabhängigkeit. Seitdem haben 115 Nationen den Staat diplomatisch anerkannt, darunter aber nur 22 der 27 Mitgliedstaaten der europäischen Union. Schon alleine dieser Umstand zeigt, dass nicht einmal Europa beim Thema Kosovo geeint ist und die fragile Sicherheit des Kosovo nur aufgrund der Stationierung von NATO und KFOR-Truppen bis heute gesichert ist.

Aber ist der Kosovo auch ein sicheres Reiseland und wenn ja, was gibt es eigentlich zu entdecken? Der ReiseInsider hat sich zu einem Kurztrip in die Hauptstadt Pristina sowie in die weiter westlich liegende Stadt Prizren aufgemacht, um das herauszufinden.

Prizren -Stadt der Lilien

Die rund 85.000 Einwohner zählende Prizren ist eine Stadt im Süden des Kosovo am Fuß der Gebirgskette Šar Planina, im Dreiländereck zu Nordmazedonien und Albanien. Prizren zählt zur Kulturhauptstadt des Kosovo und gilt mit seiner gut erhaltenen Altstadt, als die schönste Stadt des Landes. Durch seine wild blühenden Lilien, wurde Prizren auch als die „Stadt der Lilien“ außerhalb ihrer Grenzen bekannt. Die Stadt spielte in der Geschichte des Kosovo immer schon eine bedeutende Rolle, sowohl als Handelsstadt, als auch als Ort der religiösen Zusammenkunft der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Im 15 Jahrhundert hielt der Islam Einzug, als Prizren im Jahr 1455, Teil des osmanischen Reiches wurde.

Dessen Einfluss hat sich in weiterer Folge auch in der Architektur der Stadt bis heute mit seinen zahlreichen Moscheen widergespiegelt. Die Sinan-Pascha Moschee, mitten im Zentrum der Altstadt ist auch heute noch religiöser als auch touristischer Magnet und kann außerhalb der Gebetszeiten von Touristen besichtigt werden. Zahlreiche Kaffeehäuser oder Restaurants laden zum verweilen ein. Mein persönlicher Tipp ist das türkische Restaurant Konak (https://www.instagram.com/konakcaferestaurannt/) direkt neben der Sinan-Pascha Moschee. Von der Dachterrasse aus kann man das gute Essen mit einem herrlichen Blick auf die Altstadt am besten genießen. Vergessen Sie nicht einen ausgezeichneten türkischen Kaffee zu verkosten!

Kosovo Chicken

Zum Gebetsruf auf die Festungsanlage

Zu den weiteren Wahrzeichen gehört eine sehr fotogene Steinbrücke aus der osmanischen Zeit, sowie eine 1,5 Hektar große Festungsanlage, die unübersehbar rund 500 Meter über Prizren thront. Hat man einmal den rund 15-minütigen steilen Aufstieg zur Festung die im 11.Jahrhundert errichtet wurde geschafft, bietet sich von den Ruinen der Festungsanlage ein fantastischer Ausblick auf das Umland bis weit ins benachbarte Albanien. Besonders Eindrucksvoll wird die Szenerie auf der Festungsanlage, wenn die Imame gegen 16:00 Uhr von den dutzenden Zwiebeltürmen der Moscheen der darunterliegenden Stadt, gleichzeitig zum Gebet rufen.

Festung Prizren

Prizren ist tatsächlich voller Geschichte und hat bis heute sowohl in der Albanischen wie Kosovarischen Historie einen besonderen Stellenwert. Am 10.Juni 1878 wurde in Prizren die „Albanische Liga“ gegründet. Diese war eine Widerstandsorganisation ethnisch-albanischer Führer, nachdem die Aufteilung albanischer Siedlungsgebiete durch einen russisch-osmanischen Friedensvertrag an seine Nachbarländer bevorstand. Das Gründungshaus spielt deshalb in der albanisch-kosovarischen Unabhängigkeitsgeschichte bis heute eine bedeutende Rolle und kann im Rahmen eines Museumbesuches besichtigt werden. Auch heute noch zählt die albanische Ethnie, mit mehr als 90 Prozent aller Einwohner des Kosovo zur Bevölkerungsmehrheit des Vielvölkerstaates. Wundern Sie sich deshalb nicht, wenn Sie überall im Kosovo auf albanische Flaggen treffen.

Pristina- Hauptstadt des jungen Staates

Rund 220.000 Tausend der 1,8 Millionen Kosovaren leben in der Hauptstadt Pristina, die einerseits dank ihrer historischen Gebäude aus der Tito-Zeit noch einen gewissen jugoslawischen Charme versprüht und andererseits gerade dabei ist sein Gesicht zu modernisieren. In der Stadt wird fleißig gebaut und zahlreiche neue Wohn- und Bürohäuser entstehen auch mit Mitteln österreichischer Investoren. Wie die WKO vermeldet, ist Österreichs Stärke im Kosovo seine zahlreichen Direktinvestitionen. Diese betrugen laut kosovarischer Zentralbank per Ende September 2023 ca. 380,5 Mio. Euro. Rund 40 österreichische Firmenniederlassungen geben 2.500 Menschen im Kosovo Arbeit.

Pristina

Pristina ist eine junge Stadt und das obwohl bis heute jedes Jahr rund 30.000 junge Kosovaren, zumeist gut gebildet, das Land in Richtung Europa verlassen. Der Grund dafür ist relativ klar, den mit einem durchschnittlichen Einkommen von rund 300 Euro lässt es sich nur schwer über die Runden kommen. Dieser Umstand macht das Leben für die Kosovaren schwer, sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass der Kosovo als Reisedestination für europäische Urlauber überaus kostengünstig ist.

In Europa einzigartige Monumente

Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt ist im Vergleich zu westeuropäischen Städten naturgemäß begrenzt. Doch wer sich Zeit nimmt wird bei einem Spaziergang durch die Stadt auf zahlreiche Gebäude, die eine interessante Architektur versprechen, sowie sehr skurrile „Monumente“ stoßen.

Der Mutter- Theresa- Boulevard ist eine 1,1km lange Fußgängerzone, wo sich „Jung & Alt“ trifft. Zahlreiche Kaffees, Restaurants und Geschäfte laden zum verweilen ein. Neben einem Mutter Theresa Monument findet sich am Mutter- Theresa- Boulevard natürlich auch eine Statue des berühmten Freiheitkämpfers Skanderbeg, als auch Mahnmale die an die gefallenen „UCK- Helden“, als auch der vielen KFOR und NATO-Soldaten gedenken sollen, die im Kosovokrieg ihr Leben für die Unabhängigkeit des Landes gelassen haben.

Mitten in der Hauptstadt Pristina stehen sieben riesige Buchstaben, die das Wort “NEWBORN” ergeben. Das Kunstwerk, das ständig sein Aussehen verändert, soll an den 17. Februar 2008 erinnern, als im Parlament von Pristina die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien deklariert wurde.

NewBorn

Die jüngste Geschichte des Kosovos ist im gesamten Land mehr als omnipräsent. Als Westeuropäischer oder österreichischer Tourist ist man im gesamten Kosovo mehr als willkommen. Amerikaner genießen durch ihren Einsatz im Kosovo Krieg das Höchste ansehen, weshalb in Pristina sogar ganze Straßenzüge nach US-Politikern benannt wurden sowie Statuten und US-Flaggen weithin sichtbar sind. So kann am Bill Clinton Boulevard eine übergroße Statue des ehemaligen US-Präsidenten bewundert werden, während sich die im Jahr 2022 verstorbene frühere US-Außenministerin Madeleine Albright, mit einer kleineren Büste am Madeleine-Albright-Platz begnügen muss.

Buchliebhaber werden ihre Freude in Pristina haben, denn nicht nur zahlreiche Buchgeschäfte, wie in etwa die „Libraria Dukagjini“ (dukagjinibooks.com) laden zum Schmökern internationaler Literatur ein, sondern auch Lokale wie die „Soma Book Station“ (somabookstation.com) sind ein Eldorado für Buchliebhaber mit seinen hunderten Büchern.

Doch auch die Architektur von Pristina, wie in etwa der National Bibliothek sind ein Blickfang und einen Besuch wert. Der Gebäudekomplex, der im Jahr 1982 eröffnet wurde hat 99 Kuppeln und ist mit Stahl verkleidet. Manche Einwohner von Pristina meinen das jenes Gebäude ein architektonisches Wunderwerk ist, während andere vom hässlichsten Gebäude der Stadt sprechen.

Den besten Rundumblick auf Pristina findet man vom Glockenturm der im Jahr 2010 eingeweihte Mutter-Theresa Kathedrale. Gegen eine Gebühr von 1,50 Euro kann man mit dem Lift an den höchsten Punkt der Stadt fahren und sich ein Bild vom Stadtzentrum machen. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie der interessierte Aufzugswart nach ihrer Nationalität fragt und dabei eine kostenlose Stunde in Kosovarischer Geschichte zum Besten gibt.

Glockenturm

Man gewinnt als Tourist immer wieder den Eindruck, dass sich die Bewohner des Landes über das Interesse ausländischer Besucher an ihrer Heimat erfreuen. Die Menschen des Kosovo sind zwar Arm, aber gleichzeitig offenherzig und stolz auf das was man seit der Unabhängigkeit des Landes alles bereits geschafft hat. Bleibt zum Abschluss nur noch die Frage zu klären, ob sich eine Kosovoreise auszahlt und ob das Reisen im Land vor sicher ist? Diese Frage kann zweimal mit einem ja beantwortet werden!

Martin Dichler

https://www.reiseinsider.at/details/reiseinsider-tipps-kurzreise-kosovo

Anreise: Mit Austrian Airlines (austrian.com) bis zu zweimal täglich oder mit Wizz Air (wizzair.com) mehrmals wöchentlich direkt ab dem Flughafen Wien.

Übernachtung: Die Hauptstadt Pristina bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten an. Besonders empfehlenswert ist das kleine aber feine „Etnomania Boutique Hotel“ (etnomaniahotel.com) nahe der Fußgängerzone. Einzelzimmer samt Frühstück sind in dem überaus sauber, und modern eingerichteten Haus bereits ab € 42.- pro Übernachtung zu buchen. Besonders empfehlenswert ist das Hotel für Individualtouristen die mit dem Pkw unterwegs sind, den kostenlose Parkplatz in einer Stadt in der kaum Parkplätze vorhanden sind ein großes Plus.

Gastronomie: Die kosovarische Küche ist sehr fleischhaltig aber umwerfend gut. Das wohl urigste Restaurant der Hauptstadt in Pristina befindet sich keine 50 Meter neben dem zuvor genannten Übernachtungstipp. Das Restaurant Liburnia (https://www.instagram.com/restaurantliburnia/) bietet eine ausgezeichnete lokale Küche zum kleinen Preis, mein Tipp, kosten Sie unbedingt das „Kosovo Chicken“.

Währung: Im gesamten Kosovo wird mit EURO bezahlt!

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