Der ReiseInsider hat Mitte Oktober die von Skytrax als „Best Regional Airline in Central Asia and CIS“ bewertete 4-Sterne Airline auf einem Flug von Wien nach Baku für Sie getestet.
Einst war es das Revier von Austrian Airlines. Mit der „Fokus East“ Strategie legte Mitte der neunziger Jahre die österreichische Fluglinie seine Ausrichtung nach Süd-Osteuropa fest und verdiente lange Zeit als einziger Anbieter mit Flügen in die Region viel Geld. Inzwischen gab es aber schon längere Zeit mehr keine Direktflüge zwischen Österreich und Azerbaijan, bis am 2. Mai des vergangenen Jahres die staatliche Azerbaijan Airlines (AZAL) eine neue Verbindung zwischen der Hauptstadt Baku und Wien aufnahm.
Eine Entscheidung die anscheinend richtig war, den flog man zu Beginn noch mit einem kleinen A319 zweimal wöchentlich zwischen den beiden Städten, so wurde die Nachfrage innerhalb eines Jahres so stark, dass sowohl die Anzahl der Flüge (Di/Fr/Sa), als auch die Größe des Fluggerätes (A320) aufgestockt wurde.
Das Land des Feuers wie Azerbaijan auch genannt wird, hat dank seiner starken touristischen Ausrichtung in den letzten Jahren als Reisedestination am Kaspischen Meer sehr stark an Attraktivität dazu gewonnen. Internationale Großveranstaltungen wie das spektakuläre Formel 1 Rennen von Baku, die Ausrichtung des Eurovision Song Contests oder die aktuell abgehaltenen UN-Umweltkonferenz COP29 trugen dazu bei, dass Azerbaijan sich sowohl touristisch als auch wirtschaftlich einer steigenden Beliebtheit erfreut und die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren stark anstiegen.
Azerbaijan Airlines wurde nach der Unabhängigkeit des Landes am 7.April 1992 gegründet und bedient heute mit rund 30 Flugzeugen ein weitverzweigtes Flugnetz. Das Unternehmen befindet sich gerade in einem langfristigen Wachstums- und Modernisierungsprozess, der die Anschaffung von 30 weiteren Flugzeugen beinhaltet, um die Expansionspläne in den kommenden Jahren weiter vorantreiben zu können.
Buchung/ Check-In
Die Webseite von AZAL (www.azal.az) ist einfach und übersichtlich gestaltet und in wenigen einfachen Schritten kann man sein Ticket zum gewünschten Tarif buchen. Die aktuellen Tarife zwischen Wien und Baku starten bei rund EUR 330.- im Budget Tarif (Return inkl. Taxen) und beinhalten ein Handgepäckstück mit einem Maximalgewicht von 10kg. Der nächste höhere Classic-Tarif kostet pro Flugstrecke um EUR 35.- mehr und beinhaltet ein aufgegebenes Gepäckstück (23kg) und die Möglichkeit gegen Aufpreis den Flug umzubuchen. Azerbaijan Airlines ist trotz des einzigen angebotenen Direktfluges ab Wien immer noch kostengünstiger als seine Mitbewerber Turkish Airlines oder die Lufthansa Gruppe, die einen ein oder mehrmaligen Umstieg beinhalten, was die Reisezeit nach Baku deutlich erhöht.
Das Online Check-In Programm ist 48 Stunden vor Abflug verfügbar. Mit wenigen Klicks wird der Passagier durch ein international standardisiertes Programm geführt, wo dieser sich seine Bordkarte elektronisch runterladen kann. Beim Online Check-In Prozess wird dem Passagier zunächst ein automatisch erstellter Sitzplatz zugeteilt, dieser kann jedoch frei nach Verfügbarkeit kostenlos gewechselt werden. Sitze mit einer größeren Beinfreiheit wie Notausgänge oder Sitze der ersten Reihe der Economy -Class, können ebenfalls während des Check-In Prozesses kostenpflichtig gegen einen Aufpreis von EUR 30.- pro Strecke dazu gebucht werden.
Am Flughafen Wien wird Azerbaijan Airlines im Terminal 1 abgefertigt, wobei dem Passagier drei Check-In Schalter erwarten. Auf Rückfrage beim Mitarbeiter des Vienna Airport Ground Handling Services wurde mir erfreulicherweise direkt vor Ort auch noch ein Notausgangsitz kostenlos zugeteilt.
Flug/Produkt:
Auf meinen Flug J2 0072 nach Baku kam ein fremdes Fluggerät in Form eines angemieteten Airbus 320 der litauischen Fluglinie Heston Airlines zum Einsatz. Wie zuvor angesprochen, befindet sich AZAL in einer massiven Expansionsphase und nachdem erst ab 2026 die nächsten Auslieferungen von A320/321neo und Boeing 787 Dreamliner Flugzeugen anstehen, überbrückt die Fluglinie ihren Bedarf durch die Anmiete von Fremdflugzeugen, die mit gemischten Besatzungen betrieben werden. Insgesamt drei Airbus von Heston fliegen derzeit für bei AZAL auf zumeist europäischen Routen und wurden eigens mit 12 breiten Business Class Sitzen (106,6 cm Sitzabstand) und 144 Economy Sitzen mit einem branchenüblichen Sitzabstand von 30 Zoll (76,4cm) ausgestattet.
Das Bordservice wird aus einer Mischung von Azerbaijan Airlines und Heston Airlines Flugbegleitern durchgeführt, wobei man sich hier vom Servicegedanken an einen Flug aus vergangenen Tagen zurückversetzt fühlt. Die älteren unter den Lesern werden sich vielleicht noch zurück erinnern können als lange bevor der Boom der Billigairlines und den damit verbundenen Streichungen von Serviceleistungen in Europa so richtig Fuß fassten, auch noch einfache Economy- Class Passagiere mit einem Bordservice das seinen Namen verdiente, verwöhnt wurden.
Auf jeden Sitzplatz an Bord des Airbus von Flug J2 0072 liegt für den Passagier ein kleines Amenity Kit, bestehend aus einer Schlafmaske, Ohrstöpsel und Kopfhörer bereit. Kurz nach dem Start des rund dreieinhalbstündigen Fluges nach Baku wurden warme Erfrischungstücher den Economy Passagieren gereicht. Ein Novum, dass ich tatsächlich seit 20 Jahren nicht mehr an Bord einer Economy-Class erlebt hatte. Kurz darauf begann der Bordservice, der ein warmes Mittagessen, zur Auswahl stand entweder Huhn oder Rind mit Gemüse und Nudeln, sowie kostenlosen Getränken angeboten wurde. Neben Softdrinks, Wasser, Kaffee und Tee wurden auch azerbaijanische Rot und Weißweine, sowie lokales Bier und sogar Whiskey angeboten.
Die Crews der beiden Fluglinien harmonisierten sehr gut auf meinen Flug und die Motivation unter den Flugbegleitern an Bord war sehr hoch. Bordansagen wurden sowohl in Englisch (Heston Airlines) und azerbaijanisch (AZAL) durchgeführt. Für den einfachen Passagier war aufgrund der guten Harmonie und Abstimmung unter den Crewmitgliedern vermutlich nicht einmal erkennbar, dass es sich um eine gemischte Crew zweier Fluglinien bei der Arbeit handelte.
Fazit
Das Produkt in der Economy-Class von Azerbaijan Airlines liegt in seinen Umfang weit über den Durchschnitt westeuropäischer Fluglinien. Es ist schön zu sehen, dass manche Fluglinien auch noch ihren Economy-Class Passagieren ein gutes und umfangreiches Service bieten ohne extra dafür bezahlen zu müssen. Passagiere der Business-Class werden sich freuen, in einem richtigen Business-Class Sessel Platz nehmen zu können und nicht wie bei inzwischen allen europäischen Fluglinien, nur den Mittelsitz eines Economy Sitzplatzes geblockt zu bekommen.
Die Kabine, auch wenn es sich dabei um ein zugemietetes Flugzeug handelte war in einwandfreien und sauberen Zustand und der Mix aus freundlichen Azerbaijan Airlines und Heston Airlines Crewmitgliedern hat ein sehr harmonisches und gut eingespieltes Bild ergeben. Mit ihrer Heimatbasis am Heydar Aliyev International Airport, verfügt die Airline zudem heute schon über einen Airline-Hub, der von Skytrax als 5-Sterne Flughafen bewertet ist und seinen Passagieren einen hohen Komfort bietet, was die Fluglinie auch für Umsteigeflüge nach Asien attraktiv macht.
Martin Dichler
Die Tickets für diesen Produkttest wurde von Azerbaijan Airlines zur Verfügung gestellt. Dabei wurden jedoch keinerlei Vorgaben über die Art, Inhalt oder den Umfang des Artikels gemacht. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten. Bitte beachten Sie, dass die Informationen dieses Artikels nach bestem Wissen eingearbeitet wurden – wir können allerdings keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität übernehmen.
Martin Dichler
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